Ausbau der Gedenkstätte ab 2008

Pläne in Esterwegen vorgestellt
Die künftige Gedenkstätte Esterwegen wird durch die wieder freigelegte Lagerstraße sowie einen leicht schwebenden in nördlicher Richtung ins Moor verlaufenden Steg erschlossen.
Eingefasste so genannte Baumpakete markieren die Standorte der ehemaligen Häftlingsbaracken. Mit schwarzem Schotter könnte des übrige Häftlingsgelände bedeckt werden.
Ein trichterförmiger verjüngender Cortaim-Stahlkörper soll den Standort des früheren Innentores in das Konzentrationslager (1934 bis 1936) markieren. Dieser besondere Stahl ist weitestgehend unempfinglich gegenüber Umwelteinflüssen.

vb Esterwegen. Der Ausbau des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers zur zentralen Gedenkstätte für die 15 Emslandlager soll 2008 beginnen. Dafür soll eine "Stiftung Gedenkstätte Esterwegen" gegründet werden. Das Gestaltungskonzept hatte der Archtekt Hans-Hermann Krafft am Montag im Kreiskulturausschuss vorgestellt.

"Der Besucher der Gedenkstätte soll zum Nachdenken angeregt werden. Wir hatten dabei die Schwierigkeit, dass es kaum Überreste vom Lager gibt", umriss Krafft die Ausgangslage für seine Planungen. So soll auf der künftigen Gedenkstätte zunächst mit dem vorhandenen Material gearbeitet werden. "Das sind vor allem die Bäume, mit denen wir die Standorte der früheren Häftlingsbracken markieren wollen. Gut ist dabei, dass, wenn es mit den Bäumen nicht funktioniert udn das Ganze zu sehr Park-Charakter bekommt, wir die Eichen später noch wegnehmen könnten", erklärte der Architekt. Diese Möglichkeiten habe er bei seiner Arbeit selten.

Diesen "weiterhin prozesshaften Aufbau der Gedenkstätte" betonte auch Landrat Hermann Bröring. Auch vor dem Hintergrund der in den vergangenen Jahren immer wieder aufgekeimten Frage nach der Rekonstruktion einzelner Lagerbereiche ist laut Bröring "dieses Konzept mit der spärlichen Architektur doch sehr überzeugend". So soll nach dem vorgstellten Konzept als neuer Werkstoff nur ein besonders unempfindlicher Cortaim-Stahl in das Gelände eingearbeitet werden: Mit Stahlscheiben sollen die Tore und mit Stahlplatten die Eckpunkte (Wachtürme) sowie eventuell die durch die Bäume angedeuteten Häftlingsbaracken markiert werden. Zudem soll der die Baracken umgebende Boden mit schwarzem Schotter abgedeckt werden, um den Häftlingsbereich deutlich vom Wachmannschaftsbereich abzugrenzen - dieser soll die Grasfläche behalten.

Die Lagerstraße soll soweit möglich freigelegt werden und begehbar sowie die archäologischen funde integriert werden. In einer der ehemaligen Bundeswehrhallen sollen auf einer Grundfläche von 2.100 Quadratmetern zudem Ausstellungs-, Verwaltungs- und Seminarräume entstehen. Hierfür soll auch eine Kooperation mit dem DIZ geschlossen und in Kürze ein hauptamtlicher Geschäftsführer eingestellt werden.

Landrat Hermann Bröring: "Die Eckpfeiler zur Gestaltung stehen." Gleichwohl habe der Aufbau der zentralen Gedenkstätte für 15 ehemalige Emslandlager in Detailfragen noch Prozesscharakter. Dies betreffe unter anderem die Darstellung der ehemaligen Häftlingsbaracken über den inzwischen vorhandenen Baumbestand. Per Beschnitt könnten beispielsweise "Baumpakete" entstehen, die die Barackenstandorte andeuten. Hier seien die Überlegungen aber noch nicht endgültig abgeschlossen. Bröring: "Wir wollen auf jeden Fall der Gefahr begegnen, dass die künftige Gedenkstätte zu sehr als Park begriffen wird."

Heiner Reinert (CDU): "Die unbarmherzige Erbärmlichkeit des Lagers muss Ausdruck erhalten." Doch "das Grauen kann nicht rekonstruiert werden", sagte Reiner weiter. So sei bewusst auf die Wiederherstellung einer Häftlingsbaracke verzichtet worden. Und kalte Stahlkonstruktionen, die Eingangsbereich und Innentor markieren, hätten als Gestaltungselemente Vorrang vor möglichen Rekonstrukionen erhalten.

Zur Geschäftsführerin der Gedenkstätten-Stiftung wurde indes Kreiskulturamtsleiterin Dr. Andrea Kaltofen berufen. Sie wird ihre bisherige Funktion aufgeben und hauptamtlich den Aufbau der Gedenkstätte begleiten. Den vierköpfigen Stiftungsvorstand bilden Landrat Bröring (Vorsitzender) sowie seitens der CDU Heinrich Thomes aus Esterwegen und Heiner Reinert aus Twist. Die SPD entsandte Heinz Schwarte aus Werlte in das Gremium. Ein Beirat mit 15 Mitgliedern - wobei die endgültige Besetzung noch nicht abgeschlossen ist - steht dem Vorstand zur Seite.

Kurzführungen - in deutsch und auch in niederländischer Sprache

Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.