"Das darf keine Idylle, kein Park werden"

Im nächsten Jahr soll der Ausbau des ehemaligen Lagers Esterwegen zu einer Gedenkstätte beginnen

Esterwegen (pd). Etwa 6000 Besucher haben sich in diesem Jahr das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers in Esterwegen angesehen. Im nächsten Jahr soll der Ausbau des Areals zu einer zentralen Gedenkstätte für die 15 Emslandlager starten.

Landrat Hermann Bröring hofft, dass die Arbeiten bis etwa 2011 abgeschlossen sind. "Die Finanzierung steht", sagte er auf Anfrage und bezifferte die Kosten für das Projekt auf 5,6 Millionen Euro. Der Bund habe die Bewilligung für eine Förderung in Höhe von 50 Prozent ausgesprochen. Für den Rest geht er von einer "Kofinanzierung" von Land und Landkreis aus. "Die Folgekosten liegen beim Kreis. Das zeigt, wie wichtig vor allem dem Kreistag die Gedenkstätte ist."

Bröring betonte, dass der Aufbau der Gedenkstätte ein Prozess sei, in dem einzelne Aspekte noch offen sind. Das Konzet orientiert sich an dem Entwurf des Architekten Hans-Hermann Krafft und besticht laut dem Landrat vor allem durch seine Schlichtheit mit wenigen, dafür aber prägendenn Stilelementen. "Wir werden keine Rekonstruktion von Baracken machen", sagte er deutlich - zumal es nur noch wenig original erhaltene Reste des ehemaligen Lagers gibt.

In mehreren Schritten soll zunächst das Gelände der neuen Gedenkstätte gestaltet werden. Der Architekt schlägt vor, die Fläche des Häftlingslagers mit einer schwarz-braunen Schotterschicht zu überdecken - karg und monoton wie das Moor, in dem die Gefangenen schuften mussten. Wo früher die Baracken anden, sollen rechteckige Baumgruppen aufragen - genutzt wird dafür das vorhandene Gehölz. Rundherum wird der Bewuchs entfernt. Neu gepflanzt werden soll für diese ungewöhnliche Visualisierung des Naziterrors nichts. "Das darf keine Idylle, kein Park werden" sagte Bröring. Ob das gelingt, soll real erprobt werden.

Auf dem Rundgang wird sich die Fläche an zwölf Stationen in "Zeitfenster" öffnen. Sie erlauben einen Blick in die Geschichte: zum Beispiel auf Fragmente der Wachtürme, auf einen Treppenaufgang oder Reste des Innentores. Massive, bewusst roh belassene Stahlplatten wollen Außen- und Innentor markieren. Außerdem werde es einen Ort des Gedenkens geben- auch mit der Möglichkeit, dort einen Kranz niederzulegen. In diesem Zusammenhang lobte Böring die "tolle Arbeit" der vier Ordensschwestern im benachbarten Kloster. "Gut, dass es das gibt."

Zweite Säule des Konzepts ist das Besucherzentrum in einer der 2100 Quadratmeter großen, ehemaligen Hallen des Bundeswehrdepots. Dort wird bis 2011 eine Dauerausstellung über die Emslandlager eingerichtet. Zudem ist Bröring zuversichtlich, dass das Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ) bisher in Papenburg angesiedelt, "dort eine neue Heimat mit eingenen Räumen" bekommt.

aus: Kirchenbote des Bistums Osnabrück am 9. November 2008

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