Das Erbe der Moorsoldaten

Vor 75 Jahren kamen die ersten Gefangenen ins Konzentrationslager Esterwegen

Von Anne Diekhoff
Esterwegen. Der Blick geht an diesem grauen Augustabend sowohl zurück als auch nach vorn: 75 Jahre, nachdem die ersten Häftlinge im Konzentrationslager Esterwegen ankamen, wird in einer Gedenkstunde an das ihnen zugefügte Leid erinnert. Gleichzeitig stellt die neu gegründete Stiftung Gedenkstätte Esterwegen ihre Ziele für die Zukunft des Erinnerns vor.

"An authentischen Orten errichtete Gedenkstätten haben eine besondere Aura", sagt der Historischer Professor Bernd Faulenbach in seiner Gedenkrede. "Diese Orte beglaubigen das Geschehene." Die Gäste sitzen am Eingang zum ehemaligen Lagergelände, direkt neben dem Gedenkstein für Carl von Ossietzky. Auf den Tag genau 75 Jahre, nachdem die Gefangenen zum ersten Mal das Lied von den Moorsoldaten gesungen haben, spielt das Emsland-Ensemble eine Version des Liedes für Streichquartett. Die Gäste, unter ihnen der niedersächsische Justizminister Bernd Busemann, können unmittelbar spüren, wovon Faulenbach spricht.

"Das Grauen ist nicht irgendwo geschehen, sondern an konkreten Orten, die man aufsuchen kann", begründet er die große Bedeutung einer Gedenkstätte an diesem Ort. Das Engagement der Stiftungsgründer mit ihrem Vorsitzenden Landrat Hermann Bröring, und der Geschäftsführerin, Dr. Andrea Kaltofen, hebt der Historiker als außerordentlich und bemerkenswert hervor. Ein Ort wie die Gedenkstätte Esterwegen könne helfen, Demokratie und Respekt vor der Menschenwürde des Anderen immer wieder neu zu leben.

Dass genau dies im Mittelpunkt der Arbeit der neuen Stiftung stehen, betonte Hermann Bröring in seiner Begrüßung. Die Sensibilität der nachfolgenden Generationen für Freiheit, Demokratie und Frieden sei dabei ein besonderes Anliegen. Bröring bedankte sich bei den Mitgliedern der Expertenkommission, die den Aufbau der Gedenkstätte bedeutend unterstützten, ebenso wie bei den Mitarbeitern des Dokumentations- und Informationszentrums Emslandlager in Papenburg, deren Arbeit Entscheidendes zum heutigen Kenntnisstand über die Geschichte der Lager beigetragen habe.

Zur Ehrung derer, die in den Emslandlagern starben, legten Bernd Busemann und Hermann Bröring am Gedenkstein Ossietzkys einen Kranz nieder.

Meppener Tagespost am 28.08.2008

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