"Die historische Wunde bewusst offen halten"

Bischof Bode weihte gestern Kloster bei der Gedenkstätte Esterwegen ein

bell Esterwegen."Ein Kloster an einem Ort voller todesträchtiger Vergangenheit einzuweihen ist historisch und zeigt, dass wir die Herausforderung angenommen haben, dem Grauen ins Auge zu schauen". Sichtlich bewegt hat gestern Bischof Franz-Josef Bode das Kloster Esterwegen neben dem Gelände der im Aufbau befindlichen Gedenkstätte Emslandlager eingeweiht.

Vor rund 200 Vertretern aus Kirche und Politik hob der Bischof die Bedeutung des neuen Klosters, in dem vier Schwestern der Mauritzer Frankziskanerinnen-Ordens Münster arbeiten, für die Vergangenheitsbewältigung hervor: "Hier können wir uns die unsäglichen Gräueltaten der Nationalsozialisten vergegenwärtigen."

Viele Opfer und Täter, Nachkommen und Mitwissen wüssten oftmals gar nicht, wie sie mit ihren schrecklichen Erfahrungen umgehen sollten. "Dieses Kloster ist auch ein Ort, um Ruhe zu finden oder ein Gespräch mit den Ordensschwestern zu führen", betonte Bode. Darüber hinaus sei das Kloster auch ein Signal dafür, dass sich die unmenschlichen Verbrechen des NS-Regimes nicht wiederholten.

In seiner Predigt beim Einweihungsgottesdienst ging der Bischof auch auf die Bedenken ein, die im Vorfeld der Klostergründung geäußert worden waren. "An diesem Ort mit all seiner Gewalt und Not geht es nicht um die geistliche Vereinnahmung durch die Kirche", stellte der Bischof klar. Vielmehr solle an die Opfer erinnert werden und zugleich ein optimistischer Blick nach vorne geschehen. Bode: "Mit dem Kloster wird bewusst eine historische Wunde offen gehalten, die auch nur im Offenen heilt." Niemals dürfe der Mantel des Schweigens über die deutsche Geschichte gelegt werden.

Vor einem halben Jahr hatten die vier Ordensschwestern Jacintha, Angelinis, Veronika und Annegret das Kloster auf dem ehemaligen KZ-Gelände bezogen. Bode: "Sie wagen es, mit ihrer Arbeit in die Zukunft zu schauen, ohne dabei zu vergessen." In diesen ersten sechs Monaten hätten bereits rund 5.000 Menschen das Kloster besucht. "Der Bedarf an der Aufarbeitung der Geschichte ist auch in der heutigen Generation ungebrochen", unterstrich Bode.

Landrat Hermann Bröring sieht die Schwestern einer verantwortungsvollen Aufgabe gegenüber. "Immer wieder wird die Frage nach dem `Warum´ aufkommen", sagte Bröring. Hierbei gelte es, auch die Rolle der katholischen Kirche im Nationalsozialismus kritisch zu hinterfragen. Bröring: "Dieser Ort mahct den Schrecken und das Grauen erlebbar." Die Franziskanerinnen wollen bei ihrem Wirken den Besuchern der Gedenkstätte vor allem zuhören. Die Kapelle dient zudem als Gebetsraum, um im "Raum der Sprachlosigkeit" können die Besucher Ruhe und Meditation erfahren.


aus: Meppener Tagespost vom 20. November 2007

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