Kommentar: In die Erinnerung zurückgeholt

„Ein Deutschland, das an uns denkt wird ein besseres Deutschland sein.“ Diesem Wunsch des Friedensnobelpreisträgers und ehemaligen Häftlings im Konzentrationslager Esterwegen Carl von Ossietzky ist mit der Einrichtung der Gedenkstätte Esterwegen ein Stück weit entsprochen worden. 66 Jahre nach Kriegsende kommt diese Gedenkstätte spät. Es hat schon früher Initiativen zur Einrichtung einer Gedenkmöglichkeit für die Opfer der 15 Emslandlager gegeben - sie scheiterten aus verschiedenen Gründen. Die Zeit war dafür offensichtlich noch nicht reif. Die Gesellschaft war auch im Emsland in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren überwiegend noch mehr mit dem Verdrängen nationalsozialistischer Gräueltaten beschäftigt als mit der Aufarbeitung des Geschehenen.

Die vielleicht letzte Chance zur Einrichtung dieser Gedenkstätte an einem historischen Ort ist aber konsequent genutzt worden. In den vergangenen zehn Jahren ist intensiv und gewissenhaft gearbeitet worden. Zahlreiche Fachleute sind zu Rate gezogen und die Bevölkerung ist auf Bürgerversammlungen informiert worden. Der biografische Ansatz in der neuen Dauerausstellung hat viele Häftlinge wieder in die Erinnerung zurückgeholt. Jetzt wird es darauf ankommen, diese Gedenkstätte mit Leben zu füllen, weiter zu forschen und vor allem auch den kommenden Generationen das zwischen 1933 und 1945 in den Emslandlagern Geschehene nahe zu bringen. Keine leichte Aufgabe. Wenn dies gelingt wird man aber sagen können: Diese Gedenkstätte kam spät. Aber nicht zu spät.

Autor: Carsten van Bevern, Meppener Tagespost am 1. November 2011

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