KZ Esterwegen ab 2006 zugänglich

Provisorischer Gedenkstättenbetrieb in Planung – Weiterer Geländeankauf

Esterwegen vb

Ab Frühsommer 2006 soll auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers Esterwegen der provisorische Gedenkstättenbetrieb aufgenommen werden. Zudem soll auf Beschluss des Kreiskulturausschusses das verbliebene Depotgelände der Bundeswehr im Norden des Lagers angekauft und in die künftige Gedenkstätte inte-griert werden.

Weiterhin soll auf Grundlage des im Mai diesen Jahres dem Ausschuss vorgestellten „Ersten Gestaltungskonzepts für die künftige Gedenkstätte Esterwegen“ (wir berichteten) sowie den Ergebnissen des im Sommer 2005 durchgeführten ersten studentischen landschaftsplanerischen Gestaltungsworkshops der Universität Hannover weiter am Gestaltungskonzept für die künftige Gedenkstätte gearbeitet werden.
Seit fünf Jahren ist die Errichtung einer zentralen Gedenkstätte für die Emslandlager in nationalsozialistischen Zeit auf dem Esterweger Gelände ein Thema. „Mit dem heutigen Beschluss ist gewährleistet, dass wir weiter Schritt für Schritt über die Ausgestaltung der Gedenkstätte entscheiden können“, freute sich Landrat Hermann Bröring über den am Dienstagabend im Esterweger Infozentrum einstimmig gefassten Beschluss.

Zuvor hatten die Hannoveraner Landschaftsarchitektur-Professoren Norbert Schittek und Joachim Wolschke-Bulmahn die Kreisausschussmitglieder über die Ergebnisse des international besetzten studentischen Gestaltungsworkshops unterrichtet – zehn Tage lang hatten sich Studenten aus den USA, Israel und Deutschland mit der Thematik auseinandergesetzt. „Tatsache ist, dass es viele Informationen zum Gelände gibt. Es sind aber keine überirdischen Überreste mehr vorhanden und das Gelände ist mehrfach überformt worden“, betonte Wolschke-Bulmahn – die Vorschläge gehen alle vom zentralen Element der Lagerstraße aus. Nach dem ersten Entwurf soll diese Straße freigelegt und als „Straße des Leidens“ mit Rosten überständert werden. „Die Gliederung des Lagers durch radikale Eingriffe in die Natur besser wieder erkennbar machen“, will nach Aussage Schitteks der zweite Entwurf: Auf vier quer zur Straße verlaufenen Mauern sollen zudem Informationen zum Lager gegeben werden.

„Diese Vorschläge können alle auf sich wirken lassen. Wir können sie in Ruhe im Frühjahr weiter diskutieren“, ergänzte Bröring. Denn zunächst gab der Kulturausschuss Mittel von rund 50000 Euro zur Vorbereitung eines provisorischen Gedenkstättenbetriebs ab dem Frühsommer 2006 frei: Dazu soll ein Rundgang über das Gelände ausgeschildert werden (siehe Grafik oben). Das Park- und Sanitärproblem soll durch den Ankauf des nördlichen Bundeswehrgeländes gelöst werden.

Über diesen neuen Sachstand informierten der Kreis und die Fachleute des Beirates die Bevölkerung in einer anschließenden Bürgerversammlung. Diskutiert wurde hier vor allem das Thema „Rekonstruktion oder Verfremdung“ (siehe Interview).

Ein Rundweg soll ab Frühsommer 2006 das Gelände des ehemaligen KZ Esterwegen für Besucher erschließen: Lagerstraße (1), Wachmannschaftsküche (2), „Neues“ Tor (3), Eingang zum KZ (4), Häftlingsbaracken (5), Häftlingsküche/Bad (6), Lagerkirche ab 1953 (7), Westtor (8), Wachturm (9), Außenmauer (10) und der Freizeitbereich der Wachen (11).

Die Lagerstrasse als markantestes Detail des ehemaligen Konzentrationslagers Esterwegen könnte freigelegt und mit Rosten überständert werden – so lautete ein Vorschlag aus dem Kreis eines internationalen studentischen Workshops.

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Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.