Ministerpräsident weiht Gedenkstätte Esterwegen im Oktober ein

Nach dreijähriger Aufbauzeit wird auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers Esterwegen am 21. Oktober dieses Jahres die Gedenkstätte eröffnet, die für alle 15 Emslandlager steht. Sie haben von 1933 bis 1945 in wechselnder Funktion bis in die Grafschaft Bentheim hinein existiert. Im Beisein des Niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister wird die Gedenkstätte in einem feierlichen Festakt offiziell eingeweiht.

Das im August 1933 errichtete Konzentrationslager Esterwegen ist von besonderer Bedeutung, da es zu den frühen offiziellen staatlichen Schutzhaftstätten in Preußen gehörte. Es blieb bis zum Herbst 1936 Konzentrationslager nach dem Vorbild von Dachau. Danach ging es an die Preußische Justizverwaltung über und war u. a. Strafgefangenenlager. Die Häftlinge des Konzentrationslagers wurden nach Oranienburg bei Berlin verlegt, um dort das Konzentrationslager Sachsenhausen aufzubauen.

In 2009 begann die Umgestaltung des authentischen Lagergeländes, die 2010 abgeschlossen werden konnte. Die ehemaligen Elemente des Lagers, die für die Gewaltausübung gegenüber den Häftlingen und den Terror zum Teil bis zum Tod stehen - dies waren insbesondere die hohen Außenmauern, die Wachtürme und Tore – sind durch die Hamburger-Berliner Architektengruppe WES und Partner mit H.H.Krafft durch große Stahlelemente übersetzt worden. Hier steht auch das Material Stahl für beispielsweise die Loren und damit für die schwere körperliche Arbeit, die die Gefangenen im Moor zu verrichten hatten. „Es geht nicht um Wiederherstellung, sondern darum, das Leid der Inhaftierten sichtbar zu machen“, betont Landrat Hermann Bröring.

Das gilt auch für das weitere Konzept: Das ehemalige Häftlingslager wird unter einer Schotterschicht konserviert, um den Eindruck einer leeren Moorlandschaft zu erzielen. Durch Wechsel in der Korngröße des Schotters und Markierung der Übergänge durch Stahlkanten wurde z. B. der Todesstreifen rund um das Häftlingslagergelände ablesbar gemacht. Die Häftlingsbaracken werden durch eng gepflanzte „Baumpakete“ visualisiert. Im Boden erhaltene freigelegte historische Überreste der Lagerbebauung sind einbezogen worden.

Zudem wird bis zur offiziellen Eröffnung ein Besucherzentrum geschaffen, das in einer der Hallen des 1963 eingerichteten Bundeswehrdepots untergebracht ist. In dem Informationszentrum werden neben einer modernen Dauerausstellung zu den Emslandlagern, die in 2010 unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Bochum, von einer hochkarätig besetzten neunköpfigen Ausstellungsfachkommission erarbeitet wurde, sowie weitere Bildungs- und Kommunikationsangebot vorgehalten. Ein Stahlsteg vom Besucherzentrum in das nördlich angrenzende Moor bezieht den Arbeitsort der Häftlinge unmittelbar in das Gedenkstättenkonzept mit ein. Die Emslandlager waren als „Hölle am Waldesrand“ und „Moorlager“ mit grausamen Haft- und Arbeitsbedingungen bekannt.

Der Landkreis Emsland hat nach Übernahme des Geländes vom Bund in 2001 und 2004 im Jahr 2007 die Stiftung Gedenkstätte Esterwegen gegründet. Zweck der Stiftung ist es, das Wissen über das historische Geschehen der Jahre 1933 bis 1945, insbesondere über die Geschichte von Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus, aufzuarbeiten und im Bewusstsein der Menschen wach zu halten. Dies geschieht in Kooperation mit dem Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ), das zukünftig zusammen mit der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen seinen Sitz auf dem Gelände der Gedenkstätte haben wird.

Die Gesamtkosten der Maßnahmen belaufen sich auf rund 5,8 Mio. Euro. Der Bund unterstützte die Einrichtung der Gedenkstätte mit rund 2,5 Mio. Euro. Der Landkreis zahlt 1,2 Mio. Euro. Weitere 1 Mio. Euro stammen von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, 100.000 Euro von der VGH Stiftung, je 400.000 Euro von der Stiftung Niedersachsen und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung sowie 150.000 Euro von der Emsländischen Sparkassenstiftung.

Vorsitzender der Stiftung ist Landrat Hermann Bröring, Geschäftführerin Dr. Andrea Kaltofen. Vorsitzender des Stiftungsrates ist Prof. Dr. Bernd Faulenbach.

Kurzführungen - in deutsch und auch in niederländischer Sprache

Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.