Mit abstrakten Formen gegen das Vergessen

Gestern erste Stahlkonstruktion auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Esterwegen platziert

df Esterwegen. Rostbraun ragt seit gestern eine mehrere Meter hohe Stahlkonstruktion an der äußersten Ecke des ehemaligen Konzentrationslagers Esterwegen in den Himmel. Irgendwie wirkt der abstrakte Koloss an diesem geschichtsträchtigen Ort deplatziert – nicht ganz ungewollt, wie Architekt Hans-Hermann Krafft erläutert.

"Es soll eine Interpretation der räumlichen Situation des Konzentrationslagers sein“, erklärte er den ersten sichtbaren Teil des Gedenkstätten-Konzeptes. Keinesfalls solle das Konzentrationslager schlicht nachgebaut werden. Man wolle schließlich keine Freizeitpark-Atmosphäre schaffen, sondern zum Nachdenken anregen. Und so werden laut Krafft in nächster Zeit drei weitere dieser rechteckigen Konstruktionen auf dem Gelände platziert. Sie sollen die Eckpunkte des ehemaligen Lagers markieren.Bewusst werde das Element Stahl verwendet, dass sich an mehreren Stellen der künftigen Gedenkstätte wiederfinden soll. „Die Farbe des rostigen Stahls erinnert an den Torf, den die Häftlinge stechen mussten“, so der Architekt. Um auch diesen Außenarbeitsbereich in die Gedenkstätte zu integrieren, werde ein Steg errichtet, der vom angrenzenden Moor in eine Ausstellungshalle und von dort in den Lagerbereich führen wird.

Die meiste Arbeit steht also noch an. Doch Hermann Bröring, Vorsitzender der Gedenkstättenstiftung, zeigte sich gestern zuversichtlich, dass bis Ende 2011 sämtliche Arbeiten des 5,9-Millionen- Euro-Projektes abgeschlossen werden. Der Landrat betonte, dass die im Aufbau befindliche zentrale Gedenkstätte für die insgesamt 14 Emslandlager außerordentlich sei. „Die ehemalige Bundeswehrhalle, in der wir Erstinformationen bieten, Dauerausstellungen zeigen und das Dokumentations- und Informationszentrum unterbringen werden, ist mit insgesamt 2100 Quadratmetern so groß wie der Ausstellungsbereich der Gedenkstätte Bergen-Belsen“, so Bröring zu den Ausmaßen.

Die Problematik bei der Realisierung einer Gedenkstätte sei aber gewesen, dass es in Esterwegen keine sichtbaren Spuren des ehemaligen Konzentrationslagers gegeben habe. „In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche archäologische Spuren freigelegt“, so Bröring. Diese sollen zukünftig auf dem Gelände sichtbar sein. Ein Beispiel dafür findet sich wenige Zentimeter von der gestern aufgestellten abstrakten Stahlkonstruktion. Einzelne Steine deuten die Fundamente eines ehemaligen Wachturms sowie der Kalksteinmauer, die das KZ-Gelände umgab, an.

Meppener Tagespost/Ems-Zeitung/Lingener Tagespost vom 27.10.2009

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