Teilrekonstruktion oder künstlerische Visualisierung?

Erste Bürgerversammlung zur geplanten Gedenkstätte der Emslandlager in Esterwegen – Diskussion mit 70 Besuchern

Esterwegen (vb)

Teilrekonstruktion oder künstlerische Visualisierung? Diese Frage bewegte gestern Abend im Esterweger Info-Zentrum die meisten der rund 70 Besucher der ersten öffentlichen Bürgerversammlung zum Bau der geplanten Gedenkstätte auf dem ehemaligen Esterweger KZ-Gelände.

Als „Einstieg in den weiteren Dialog“ präsentierten dabei Kultur-Fachbereichsleiterin Dr. Andrea Kaltofen und Landrat Hermann Bröring erstmals öffentlich die Pläne für den Bau der geplanten Gedenkstätte für die 15 Emslandlager in nationalsozialistischer Zeit. „Ich hätte ihnen gerne früher erste Pläne vorgestellt. Ein in sich schlüssiges Gestaltungskonzept für eine solche Gedenkstätte benötigt aber Zeit“, umriss Bröring zunächst die Bedeutung der für ein solches Konzept nötigen Recherche- und Grabungstätigkeiten.

Grundlegendes Problem ist, dass auf dem Gelände durch umfangreiche Nachnutzungen u.a. als Bundeswehrdepot, fast keine Überreste aus der Zeit von 1933 bis 1945 vorhanden sind. „Die Frage ist also, wie das ehemalige Lager den Besuchern ohne Originalsubstanz veranschaulicht werden kann.“ Nach ersten Fachgesprächen verbiete sich nach Brörings Auffassung eine Rekonstruktion, hier drohe ein „Walt-Disney-Charakter“: „Wir wollen durch Schlichtheit zur Nachdenklichkeit anregen.“

Wichtige Elemente bei der Darstellung sind nach Aussage der Archäologin Dr. Andrea Kaltofen die Lagerstraße, die früher das Lager umgebende hohe weiße Mauer, das Innentor zwischen Wachmannschaften- und Häftlingsbereich sowie die Häftlingsbaracken (wir berichteten mehrfach). So würde die Lager einzelner Baracken an anderen ehemaligen Lagerstandorten durch kleine Mauern, Edelmetallstehlen (Neuengamme) oder begrünte Erdhügel (Westerbork) angedeutet.

Für zumindest eine Teilrekonstruktion setzten sich zwei Lehrer der örtlichen Schule ein. Schüler würden schließlich einen Großteil der Besucher ausmachen und diese müssten „auch etwas plastisch vor Augen haben“.

Eine zu geringe Öffnung gegenüber dem Thema Gedenkstätte/KZ eines großen Teils der Bevölkerung brachte Pater Danne in die Diskussion ein und mahnte eine stärkere Einbindung der örtlichen Kirchenvertreter an.

Auf gutem Wege sah hingegen der Vorsitzende des DIZ-Trägervereins, Dr. Habbo Knoch, die Planungen und Gespräche mit dem Kreis: „Eine Ausstellung auf dem Gelände ist sehr anschaulich. Das ist hier eine große Chance.“ So sollen nach Brörings Aussage 2006 erste Anträge bei Land und Bund gestellt werden und „2007 zumindest provisorisch vor Ort gearbeitet werden können“.

„Sehr anschaulich“ ist laut dem Sögeler Bürgermeister Heiner Wellenbrock für künftige Besucher eine Gedenkstätte direkt auf dem ehemaligen Esterwegen Lagergelände.

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