Viele Anregungen aus anderen Gedenkstätten

Lagertopografische Grundstruktur soll unter Berücksichtigung wesentlicher Lagerelemente herausgearbeitet werden
Der Esterweger Beirat informierte sich auch in der kleinen Gedenkstätte in Lieberose-Jamlitz in Brandenburg
Seit dem 5. Mai 2006 werden regelmäßig Besuchergruppen auf einem Rundweg über das Lagergelände geführt.

vb Esterwegen/Meppen. Die Lagerstraße als Leidensweg, Appellplatz und Schauplatz von Misshandlungen, die Monotonie der zehn gleichförmigen Häftlingsbaracken, die Tore, der Stacheldraht, die Außenmauer, Postenwege und MG-bewehrte Wachtürme: Die alles sind markante Bestandteile des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers Esterwegen, die für die künftige zentrale Gedenkstätte für die 15 Emslandlager herausgearbeitet werden müssen. Der erste landschaftsplanerische Wettbewerb ist jetzt abgeschlossen, zwei der vier am Wettbewerb beteiligten Planungsbüros werden ihre Vorschläge am heutigen Donnerstagnachmittag in Esterwegen den Mitgliedern des Kreiskulturausschusses sowie der emsländischen Verwaltungspitze präsentieren.

Zahlreiche Vorarbeiten gingen diesem Wettbewerb, mit dem ein weiterer großer Schritt zur Einrichtung der Gedenkstätte abgeschlossen worden ist, voran: In archäologischen Grabungen sind Überreste des Lagers gesichert worden, zahlreiche Jugendgruppen arbeiteten auf dem Gelände, und anhand von Fahrten zu den Lager-Gedenkstätten in Bergen-Belsen, Buchenwald, Sachsenhausen, Lieberose-Jamlitz und im niederländischen Westerbork sowie von Gesprächen mit Fachleuten informierten sich die Ausschussmitglieder über Gestaltungsmöglichkeiten. Und auch ein Designworkshop in Zusammenarbeit mit der Universität Hannover hatte erste Vorschläge zur Gestaltung der Gedenkstätte in Esterwegen ergeben.

Vor allem die Gestaltung der Lagerstraße, des Innentores mit dem MG-Stand sowie der zehn Häftlingsbaracken stellen zentrale Elemente der künftigen Gedenkstätte dar. So könnten die Standorte der heute nicht mehr vorhandenen Baracken z. B. durch Erdwälle (Westerbork) oder Steinfelder (Neuengamme) gekennzeichnet werden. Auf jeden Fall sollen keine Bauwerke auf dem Gelände wieder rekonstruiert werden - dies wurde gerade von einigen interessierten Pädagogen immer wieder ins Gespräch gebracht, von Fachleuten aber einhellig abgelehnt. So stellt laut dem Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Wilfried Wiedemann, "eine Rekonstruktion einer Baracke kein Zeugnis der Vergangenheit dar [...] da sie mit dem historischen Lager nichts zu tun hat, kann sie auch keine Lagerrealität abbilden."

Der Erhalt aller noch vorhandenen Elemente aus der Lagerzeit, die Berücksichtigung aller Lagerphasen von 1933 bis 1945, die Visualisierung des historischen Ortes samt der Erschließung des künftig im Norden liegenden Besucherzentrums sowie die Gestaltung der Torsituation des ehemaligen Lagers waren weitere bindende Vorgaben für den landschaftsplanerischen Wettbewerb.

aus: Meppener Tagespost vom 24.05.2007

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