Wie ein kleines Geschenk von oben

Vier Franziskanerinnen aus Münster haben das neue Kloster Esterwegen bezogen

Von Anne Diekhoff
Esterwegen. Es riecht nach frischer Farbe, von draußen dringt das Geräusch eines Bohrers herein, ein Handwerker lackiert bei Radiomusik Fußleisten: Noch ist das Kloster Esterwegen nicht ganz fertig, aber davon lassen sich die Bewohnerinnen nicht stören. Vier Schwestern des Mauritzer Franziskanerinnen-Ordens Münster haben vor wenigen Tagen ihre neue Wirkungsstätte bezogen.

"Man ist hier zwar mitten im Rummel, aber ich habe das als sehr positiv erfahren", erzählt Schwester Jacintha. Und das nicht nur, weil die hilfsbereiten Handwerker auch schon mal eine Umzugskiste tragen. "Es ist vom Gefühl her schön, dass auch andere Menschen hier sind."

Das Kloster, das im November im Beisein von Ministerpräsident Christian Wulff offiziell eröffnet werden soll, entsteht so auf baulicher wie inhaltlicher Ebene zugleich: Auch für die Schwestern ist alles neu, noch wissen sie nicht genau, wie ihr Leben hier genau aussehen wird. Dass sie sich aber auf ihre neue Aufgabe freuen, ist im Gespräch mit ihnen deutlich zu spüren.

"Es ist wie ein kleines Geschenk ,von oben', an diesem Ort zu sein", schildert Schwester Jacintha. Die aus den Niederlanden stammende 68-Jährige möchte sich in Esterwegen gleichermaßen durch ihr Dasein für die Besucher und im Gebet den Inhalten Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung widmen.

Anders als sonst üblich sind die Schwestern nicht nach Esterwegen versetzt worden, sondern haben sich auf eine Anfrage durch den Generalvikar des Bistums Osnabrück, Theo Paul, freiwillig für diese Aufgabe gemeldet. Gesprächspartnerinnen für die Besucher der Gedenkstätte Esterwegen zu sein ist für alle vier eine besondere Herausforderung, auf die sie sich gut vorbereitet haben - mit Besuchen bei anderen KZ-Gedenkstätten und intensiver Lektüre über die deutsche Geschichte.

In einem Alter, in dem andere längst in Rente sind, beginnt auch für Schwester Veronika ein neues Leben: Die 69-Jährige hat vor einigen Jahren erst eine Fortbildung zur geistlichen Begleitung gemacht, nachdem sie jahrzehntelang in der Krankenpflege tätig war. Vor ihrem Einzug ins Kloster Esterwegen hat sie zuletzt in der Alten- und Krankenseelsorge gearbeitet. "Dort habe ich erlebt, wie alte Männer in Erinnerung an die Kriegsweihnachten zu weinen anfingen", erzählt sie. Und sie sei sogar mehreren Menschen begegnet, die einst Gefangene im Lager Esterwegen waren. "Das hat mir deutlich gemacht, dass hier mein Zuhause sein kann, denn wo ich gebraucht werde, bin ich zu Hause."

Bereits heimisch werden konnten Schwester Angelinis und Schwester Annegret - sieben Monate haben sie bereits im Esterweger Pfarrhaus gelebt, bevor sie ins Kloster einzogen. "Wir haben schon sehr viele positive Erfahrungen in der Gemeinde gemacht", erzählt die mit 50 Jahren jüngste Schwester Annegret, "die Menschen sind sehr interessiert und freuen sich über das Kloster." Sie wird auch weiter pastoralsoziale Dienste in den Gemeinden Breddenberg, Esterwegen und Bockhorst wahrnehmen, und die 69-jährige Schwester Angelinis wird wie schon in den letzten Monaten den Küsterdienst in Esterwegen versehen.

Ihr Zuhause aber ist jetzt das Kloster: der Klausurbereich mit Schlaf- und Gemeinschaftsräumen, der von einer jungen Hecke umsäumte Klostergarten und der öffentliche Bereich mit Räumen zum Nachdenken und Beten ebenso wie für Begegnungen. "Wir hoffen, dass viele Besucher kommen", sagen die Schwestern. Zeit für Gespräche werden sie immer haben.

aus: Ems-Zeitung vom 31.05.2007

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