BEGRÄBNISSTÄTTE ESTERWEGEN / FRIEDHOF BOCKHORST
Seit Kriegsende gilt die Gräberliste des »Lagerfriedhofes Börgermoor« als verschollen. Heute sind die Gräber namenlos und die Zahl der tatsächlich hier Bestatteten ist unbekannt. Ein Lageplan aus dem Jahre 1969 weist 1.343 Einzelgräber nach. Lediglich 813 Grabnummern lassen sich derzeit noch gesichert Namen von Toten zuordnen, unter ihnen 18 Männer jüdischen Glaubens, die (mit einer Ausnahme) 1941/42 im Strafgefangenenlager V Neusustrum umgekommen sind, sowie mindestens zehn sowjetische Kriegsgefangene, die in Arbeitskommandos gestorben sind.
1947/48 fand die Exhumierung der »Nacht-und-Nebel«-Gefangenen statt, die in ihre Heimatländer überführt wurden. Im Jahr 1955 erfolgte die Exhumierung von 71 Toten der frühen Konzentrationslager, die auf den Friedhof des Lagers IX Versen (heute: »Kriegsgräberstätte Versen«) umgebettet wurden. [Die statistischen Unstimmigkeiten zwischen der Zahl der namentlich bekannten 52 und der 71 exhumierten KZ-Opfer lassen sich zurzeit nicht aufklären.]
1955/56 kritisierten Mitglieder der Emsland-Lagergemeinschaft „Moorsoldaten“, einem Zusammenschluss ehemaliger politischer Häftlinge, den Zustand der Begräbnisstätte. Der Vorschlag aus dem Jahre 1963, auf dem Gelände des Friedhofs eine »Sühnekapelle« zu errichten, fand zwar keine Umsetzung, löste jedoch eine erste kommunale Diskussion aus. Im Herbst des gleichen Jahres stellte die Essener Gewerkschaftsjugend der IG Bergbau ein Mahnmal zur Erinnerung an den Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky (1889 – 1938) – einem der bekanntesten Häftlinge des KZ Esterwegen – auf.
1966 errichtete das Niedersächsische Innenministerium einen Gedenkstein mit der Inschrift »Zum Gedenken an die im Konzentrationslager Esterwegen umgekommenen Opfer des Nationalsozialismus. Ihre sterblichen Überreste ruhen auf der Gräberanlage in Versen.« In dem Verweis auf die umgebetteten KZ-Opfer sahen insbesondere die Redakteure der Papenburger Ems-Zeitung, Gerhard Kromschröder und Hermann Vinke, den Versuch, allen verbliebenen Bestatteten den Status als Opfer des Nationalsozialismus und ihren Gräbern den Ewigkeitsstatus gemäß Gräbergesetz abzuerkennen. Im Juli 1969 meißelten Mitglieder des »Demokratischen Clubs Papenburg« den zweiten Satz der Inschrift heraus. Diese Aktion führte zu einer intensiven Diskussion in der Öffentlichkeit und in den Medien. In der Folge ließen die Behörden den Stein entfernen.
1972/73 wurde der Friedhof von der Bezirksregierung Weser-Ems vollständig umgestaltet und erhielt seine jetzige Form. Der Osnabrücker Bildhauers Hans Gerd Ruwe schuf eine abstrakte Skulptur, zudem stellte man einen Gedenkstein mit der Aufschrift »Hier ruhen unbekannte Tote, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Lager Esterwegen und in anderen Emslandlagern ums Leben gekommen sind.« auf.
Der Papenburger „Arbeitskreis Carl von Ossietzky“, der im 1981 gegründeten „Aktionskomitee für ein Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager e.V. Papenburg“ aufging, stellte 1979 eine Gedenk- und Informationstafel auf. Wenig später errichtete das Land Niedersachsen 1981 in der Friedhofsmitte eine offene Gedenkhalle mit den Namen der 15 Emslandlager und eine Informationstafel. Deren Schlusssatz lautet: »Aller Häftlinge, die in den Emslandlagern gelitten haben, gedenken wir in Bestürzung und Trauer.«
1985 erinnerte die Fédération des Victimes du Nazisme, Enrôlees de force Luxembourg im Eingangsbereich des Friedhofs mit einem Gedenkstein (»DIR SID NET VERGIESS!«) an die in den Emslandlagern inhaftierten luxemburgischen Zwangsrekrutierten. Im Herbst 2004 weihten belgische Freimaurer ein Denkmal zur Erinnerung an die 1943 im Strafgefangenenlager Esterwegen von sieben belgischen »Nacht-und-Nebel«-Gefangenen gegründete Loge »Liberté Chérie« ein.
Kurzführungen:
Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.