Kriegsgräberstätte Dalum
Die Sterberate der sowjetischen Kriegsgefangenen in den Emslandlagern mit mehr als 20.000 Toten, die mehrheitlich in Massengräbern beerdigt wurden, lag weit über der Todeszahl anderer Nationalitäten. Bereits im September 1941 wurde nördlich des Lagers auf einer Parzelle, die zuvor als Reichsarbeitsdienstlager Dalum-Rull in Nutzung gewesen war, ein eigener Lagerfriedhof angelegt. Hier wurden bis zum Sommer 1943 alle verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen der Lager Dalum, Groß Hesepe, Alexisdorf, Wietmarschen und Bathorn bestattet.
Zu Beginn wurden die Toten in Einzelgräbern bestattet, mit Beginn des Massensterbens erfolgte die Bestattung in Massengräbern. Ein Zeitzeuge aus Dalum erinnerte sich: „Anfang September 1943 […] in Höhe des Russenfriedhofs sah ich etwa 300m südlich auf den Feldbahngleisen ca. 6 Personen, die eine Langlore in Richtung des Russenfriedhofs schoben. Ich wartete, und sah später, dass auf der Lore 12 Tote lagen. Sie wurden in eine bereits ausgeworfene Grube von etwa 4x15m auf dem südöstlichen Teil des Friedhofs geworfen.“ (Erinnerungen Johannes Schmitjans, 1999, in Gemeindearchiv Geeste, Sammlung „Lager“ (Nachlass Heinz Jakobs)).
Die in den Gräberlisten der Friedhöfe angegebenen – geschätzten – Zahlen gehen für Dalum von 8.000-16.000 toten sowjetischen Kriegsgefangenen aus. Dalum stellt damit die größte Kriegsgräberstätte im Emsland und der Grafschaft Bentheim dar. Nach aktuellem Forschungsstand ist von einer Belegung mit etwa 10.000 Bestattungen auszugehen. Die Einträge auf den Personalkarten der sowjetischen Kriegsgefangenen lassen den Schluss zu, dass sie das gesamte Spektrum der Religionsangehörigkeit innerhalb der Roten Armee widerspiegeln.
Den größten Anteil macht die Konfession „(russisch-) orthodox“ aus, gefolgt von „griechisch-katholisch“ und „moslemisch“. In der öffentlichen Wahrnehmung blieb zumeist lange Zeit unbeachtet, dass unter den verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen auch Menschen islamischen und jüdischen Glaubens waren. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es sich bei den Verstorbenen nicht ausschließlich um Männer russischer Nationalität, sondern ebenfalls um Kriegsgefangene aus den insgesamt 15 Teilrepubliken des Vielvölkerstaates der ehemaligen Sowjetunion handelte.
Die Toten aus der Phase Dalums als Lager für die Rotterdamer und als Außenlager des KZ Neuengamme 1944/45 – nach Schätzungen zwischen 50 und 90 – wurden ebenfalls auf diesem Friedhof in einem separaten Massengrab beigesetzt. Nach dem Kriegsende wurde der Lagerfriedhof Dalum mit einem Obelisken, auf dem ein Sowjetstern angebracht war, versehen. Aufgrund des „Kalten Krieges“ wurde dieser bei der Neugestaltung des Friedhofs in den 1950er Jahren entfernt.
Die auf den Kriegsgräberstätten bestatteten NS-Opfer der Emslandlager haben durch das „Gesetz über die Erhaltung der Gräber und Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ ewiges Ruherecht. Die derzeitige Gestaltung der Friedhöfe wurde maßgeblich zwischen 1951 und 1974 geprägt.
Kurzführungen:
Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.