Besucher laufen bald über die „Straße des Grauens“

Provisorischer Gedenkstättenbetrieb im Lager Esterwegen

Esterwegen fa

Der Termin für die Aufnahme eines provisorischen Gedenkstättenbetriebes auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers in Esterwegen steht fest: Am 5. Mai wollen Landrat Hermann Bröring und Kultusminister Bernd Busemann das Projekt starten.

Wie Bröring auf einer Versammlung der Kolpingsfamilie Esterwegen erklärte, werde es zunächst nur Führungen für Gruppen geben. Diese würden ab dem 5. Mai jeden Sonntag sowie nach Absprache angeboten werden. Bis zum Beginn des Gedenkstättenbetriebes soll noch an der Infrastruktur rund um das ehemalige Konzentrationslager (KZ) gearbeitet werden.

„Dabei war es von großer Bedeutung, dass der Landkreis das verbliebene Depotgelände der Bundeswehr im Norden des Lagers ankaufen konnte“, betonte Bröring. Dort sollen unter anderem Parkplätze geschaffen werden. Zudem dienen die am Eingangsbereich stehenden früheren Verwaltungsbaracken der Bundeswehr als Ausgangs- und Zielpunkt der Führungen.

Langfristig ist geplant, in den Hallen ein Besucherzentrum mit einer Ausstellung über die Geschichte der Emslandlager unterzubringen, wie sie im Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) in Papenburg zu sehen ist. In diesem Zusammenhang sprach der Landrat einen möglichen Umzug der Einrichtung an: „Es macht auf Dauer keinen Sinn, dass sich das DIZ in Papenburg und die Gedenkstätte in Esterwegen befindet.“

Unterdessen ist noch unklar, wie genau einige Teile des Lagers dargestellt werden sollen. „Die Gedenkstätte soll ein Ort zum Nachdenken und zur Besinnung werden und nicht wie Disney-World wirken“, wies Bröring auf die Gefahren von modernen Rekonstruktionen hin. Er regte an, Baukörper wie das Eingangstor und die Häftlingsbaracken nicht komplett wieder aufzubauen, sondern nur eine Ruine als Andeutung errichten zu lassen.

Ebenfalls noch nicht geklärt ist, wie die Lagerstraße für den Besucherstrom zugänglich gemacht wird. Nach einem Experten-Entwurf könnte die jetzige Allee freigelegt und mit einem Steg aus Rosten überbrückt werden, um den historischen Boden nicht direkt zu betreten. Landrat Bröring betonte, es solle klar deutlich gemacht werden, „dass dies eine ‚Straße des Grauens‘ war“.

Insgesamt gehören zwölf Informationspunkte zum Rundgang über das Lagergelände, an denen Schrifttafeln aufgestellt werden sollen. Der Kreis investiert rund 50000 Euro in die baldige Aufnahme des Gedenkstättenbetriebes. Darüber hinaus sieht Bröring gute Chancen auf Zuschüsse von Bund und Land. Der Entwurf, den er der Esterweger Kolpingsfamilie vorgestellt hat, soll am kommenden Dienstag, 7. März, dem Kulturausschuss des Landkreises vorgelegt werden.
Einige Mitglieder der Kolpingsfamilie könnten neben Mitarbeitern des DIZ eventuell als Gruppenführer arbeiten. Sie gaben dem Landrat im Rahmen einer anschließenden Diskussionsrunde Anregungen für Gestaltungsmöglichkeiten.
Informationstafeln sollen den Besuchern der Gedenkstätte Esterwegen das ehemalige Konzentrationslager erschließen. Landrat Hermann Bröring stellte das Konzept vor.

Kurzführungen - in deutsch und auch in niederländischer Sprache

Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.