Lager II
Aschendorfermoor
Das Lager II Aschendorfermoor wurde als Strafgefangenenlager der Justiz im April 1935 für 1.000 Gefangene fertig gestellt. Die Bewachung übernahm eine im Dienst der Justiz stehende SA-Einheit, die später durch Justizbeamte ergänzt wurde.
Ab April 1937 erweiterte man das Lager, so dass nun 1.500 Gefangene untergebracht werden konnten. Für die Wachmannschaften mussten die Gefangenen einen „Vergnügungspark“ anlegen, von dem noch Reste erhalten sind.
Bis Kriegsbeginn waren Menschen inhaftiert, die vom NS-Regime aus politischen, rassistischen, sozialen oder religiösen Gründen verfolgt wurden. Hinzu kam eine weitaus größere Gruppe von Gefangenen, die für kriminelle Delikte verurteilt worden waren. Von Juli 1937 bis Mai 1940 zog die Zentralverwaltung aus allen im Emsland bestehenden Lagern die politischen Gefangenen in Aschendorfermoor zusammen. Davon waren im gesamten Zeitraum etwa 2.200 Gefangene betroffen. Anschließend bestand fast die Hälfte der Gefangenen aus von Wehrmachtgerichten verurteilten, ehemaligen Soldaten.
Die Gefangenen mussten, je nach Jahreszeit, 8-12 Stunden täglich Zwangsarbeit im Moor leisten (Entwässerung, Straßen- und Wegebau, Torfabbau). Nach Kriegsbeginn 1939 wurden sie zunehmend in kriegswichtigen Betrieben und in der Landwirtschaft eingesetzt. Die Verpflegung war schlecht und im Verhältnis zur harten Arbeit nicht ausreichend. Über diese allgemeine Tortur hinaus waren die Gefangenen vielfachen körperlichen und seelischen Misshandlungen durch die Wachmannschaften ausgesetzt. Standesamtlich sind 237 Todesfälle beurkundet; die tatsächliche Zahl dürfte aber höher liegen. Die Toten wurden auf dem Lagerfriedhof Börgermoor, heute Begräbnisstätte Esterwegen, beigesetzt.
Anfang April 1945 wurden etwa 2.500 bis 3.000 Gefangene aus den Strafgefangenenlagern im Emsland nach Aschendorfermoor verlegt, um sie abzutransportieren. Kurz darauf tauchte ein Hauptmann in Fallschirmjägeruniform mit einigen versprengten Soldaten auf, übernahm das Kommando und ließ einen Massenmord an den Gefangenen durchführen. Bei seiner Festnahme in Aurich gab sich der Hauptmann als der 21jährige Gefreite Willi Herold zu erkennen. Er wurde im August 1946 durch ein britisches Gericht zum Tode verurteilt und am 14. November in Wolfenbüttel hingerichtet.
1946 wurden die 172 Opfer des Massakers exhumiert und in der Nähe auf einem neu angelegten Friedhof beigesetzt.
Kurzführungen
Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.