Lager VII
Esterwegen
Das Lager VII Esterwegen gehörte neben Neusustrum und Börgermoor zu den frühen Konzentrationslagern im Emsland. Ab August 1933 inhaftierten die nationalsozialistische Führung und der preußische Staat in dem für 2.000 Häftlinge angelegten Lager vor allem politische Gegner und setzten sie zur Zwangsarbeit in der Moorkultivierung ein.
Die SS-Wachtruppe terrorisierte die Häftlinge. Aufgrund von Zuständigkeitsstreitigkeiten zwischen dem preußischem Staat und der SS löste im November 1933 zunächst Polizei und anschließend eine Wachmannschaft der SA die SS ab. Die unmenschliche Behandlung der Häftlinge änderte sich unter der SA-Wachmannschaft nicht.
Im Frühsommer 1934 wurde das Lager zum alleinigen KZ der SS, die das Lager bis 1936 zum zweitgrößten Konzentrationslager im Deutschen Reich nach dem KZ Dachau ausbaute. Die Stärke der Wachmannschaft bestand 1936 aus über 500 SS-Männern. Das Lager war 1935 mit etwa 800 Häftlingen belegt.
Im Oktober 1936 wurde das Lager als KZ aufgelöst und als Strafgefangenenlager der Justiz weitergeführt. Die Bewachung übernahm eine im Dienst der Justiz stehende SA-Einheit, die später durch Justizbeamte ergänzt wurde. Durch eine Erweiterung stieg 1937 die Aufnahmekapazität des Lagers auf 1.600 Gefangene.
Die Gefangenen mussten, je nach Jahreszeit, 8 bis 12 Stunden täglich Zwangsarbeit im Moor leisten (Entwässerung, Straßen- und Wegebau, Torfabbau). Nach Kriegsbeginn 1939 wurden sie zunehmend in kriegswichtigen Betrieben und in der Landwirtschaft eingesetzt. 1944 errichtete die Maschinenbaufirma Klatte aus Bremen am Lager ein Werk, in dem Gefangene Rüstungsgüter, u. a. Flugzeugteile, herstellen mussten.
Die Verpflegung war schlecht und im Verhältnis zur harten Arbeit nicht ausreichend. Über diese allgemeine Tortur hinaus waren die Gefangenen vielfachen körperlichen und seelischen Misshandlungen durch die Wachmannschaften ausgesetzt. Es kam zu einer nicht bekannten Zahl von Todesfällen und Morden.
Bis Kriegsbeginn waren Menschen inhaftiert, die vom NS-Regime aus politischen, rassistischen, sozialen oder religiösen Gründen verfolgt wurden. Hinzu kam eine weitaus größere Gruppe von Gefangenen, die für kriminelle Delikte verurteilt worden waren. Nach Kriegsbeginn verlegten die Justizbehörden zunehmend auch von Wehrmachtgerichten verurteilte, ehemalige Soldaten in das Lager.
Zwischen Mai 1943 und Mai 1944 verlegte die Justiz ca. 2.700 „Nacht-und-Nebel“-Gefangene, Widerstandskämpfer aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden, nach Esterwegen. Zur Aufnahme trennte die Justiz das „Lager Süd“ vom übrigen Gefangenenlager ab.
Die Toten des Lagers Esterwegen, deren Zahl aufgrund in der Nachkriegszeit verlorener Unterlagen unbekannt ist, wurden auf dem Lagerfriedhof Börgermoor, heute Begräbnisstätte Esterwegen, beerdigt.
Kurzführungen
Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.