Geschichte pur - und neue Freunde

Zweites internationales Work-Camp auf dem ehemaligen KZ-Gelände in Esterwegen

Esterwegen. "Ich möchte hier mein Deutsch verbessern, neue Freundschaften schließen und bin gespannt, was uns hier noch erwartet." Die 17-jährige Maria Christina D'Argemio kommt aus Avelino nahe der süditalienische Großstadt Neapel und ist eine von 19 Jugendlichen, die zurzeit im Rahmen eines internationalen Work-Camps auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers ist Esterwegen arbeiten.

Je sechs Jugendliche aus Weißrussland, Moldawien und Italien sowie eine deutsche Teilnehmerin im Alter von 17 bis 24 Jahren graben seit nunmehr einer Woche unter Anleitung des erfahrenen Archäologen Falk Näth nach Resten des Lagers und pflegen die Gräber der Opfer.
"Wir arbeiten in diesem Jahr im Bereich des inneren Lagertores zwischen Wachmannschaften- und dem Häftlingsbereich. Die Gruppe ist sehr motiviert, wir kommen gut voran", lobt der Archäologe sein Grabungsteam - eine Parfümflasche und Reste einer Mauer die noch nicht zugeordnet werden konnte, sind dabei wieder ans Tageslicht gekommen. "Das ist für mich eine ganz neue Erfahrung. Es ist sehr spannend, zu graben und nicht zu wissen, was man dabei findet", berichtet die 22-jährige Elena Tsarenko aus Moldawien von ihren ersten Eindrücken. Die sympathische und offene junge Frau ist bereits das dritte Mal in Deutschland, hat an der Universität in Tiraspol u.a. Deutsch studiert und will nun nach dem Ende ihres Studiums in ihrer Heimat Deutsch unterrichten: "Da kann ich hier auch gut meine Deutschkenntnisse verbessern und zudem noch neue Menschen kennen lernen. Und in der Gruppe läuft es hier wirklich gut."
Die jungen Leute aus den unterschiedlichsten Ländern schweißen dabei auch das nachmittägliche Besuchsprogramm (u. a. an die Nordsee, zu weiteren Lagerstandorten oder ins niederländische Groningen), Gruppenarbeit zu europäischen und sozialen Themen sowie Diskussionsrunden zusammen. Besonders eindrucksvoll empfanden die Teilnehmer dabei das Gespräch mit dem ehemaligen KZ-Häftling Karsten Wiechmann. "Das war sehr wichtig für mich. Solange er kann, sollte er in jedem Jahr kommen, um den jungen Studenten aus seinem Leben zu berichten", war auch der junge Weißrusse Gleb Kontschevskij vom Vortrag des rüstigen 84-Jährigen beeindruckt. Am kommenden Dienstag wir die Gruppe ihre Erlebnisse zudem im Rahmen einer Gedenkfeier präsentieren - erwartet wird hierzu u. a. auchd er stellvertretende Landesvorsitzende des Volksbundes, der ehemalige Innenminister Heiner Bartling.

aus: Meppener Tagespost vom 05.08.2006

Kurzführungen - in deutsch und auch in niederländischer Sprache

Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.