„KZ-Gedenkstätte Esterwegen steht nichts im Weg“

Seiters: Lagergelände zum Nulltarif

Esterwegen (hth)

Nachdem die Bundeswehr das Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers Esterwegen nicht mehr benötigt, setzt auf Kreisebene eine engagierte Diskussion um dir künftige Nutzung ein (wir berichteten). Ein „Mahnmal gegen das Vergessen“ sollte entstehen. Zur Erörterung des sensiblen Themas trafen sich gestern Vertreter der Gemeinde und des CDU-Ortsvorstandes Esterwegen mit Bundestagsvizepräsident Rudolf Seiters, Oberkreisdirektor Hermann Bröring und dem CDU-Kreisgeschäftsführer Wilhelm Grote auf dem Gelände des ehemaligen Lagers, das von der Bundeswehr genutzt wurde.

Bundestagsvizepräsident Seiters erklärte eingangs der Geländebegehung, dass Staatssekretär Dr. Overhaus vom Bundesfinanzministerium ihm vorgestern zugesagt habe, dass der Bund das Gelände (die Hälfte der bundeseigenen Liegenschaft Esterwegen) kostenlos an die Gemeinde abgebe. „Das ist eine verbindliche Aussage“, so Seiters. Dies könne schon in 2001 geschehen.

Weiter erklärte Seiters, die Gemeinde könne in eigener Zuständigkeit festlegen, wie sie die Fläche oder Teile der Fläche nutzen wolle. Es werden vom Bund akzeptiert, wenn man sich für die Einrichtung einer Gedenkstätte entscheide. Oberkreisdirektor Hermann Bröring wies drauf hin, dass der Kreis sich schon 1980 um einen Teil des Depotgeländes bemüht habe, um dort eine Gedenkstätte einzurichten. Angesichts der veränderten Situation sollten die Beteiligten, Gemeinde, Kreis, Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ) und Bezirksregierung, in ihrer Arbeitsgemeinschaft sich mit dem vom Landkreis in den letzten Monaten entwickelten Modell auseinander setzen. Die Gedenkstätte in Esterwegen, ein Synonym für die Geschichte der Emslandlager, müsse zu einer Gedenkstätte gegen die Gewalt egal von welcher Seite werden, ein Mahnmal, Denkmal für die heutige und kommende Generationen.

Notwendig sei die bautechnische und archäologische Bestandsaufnahme, und anhand der noch vorhandenen Fundamente müsse die alte Lagerkonstruktion rekonstruiert werden. Hand in Hand mit den Beteiligten könne hier eine zentrale Gedenkstätte entstehen. Die Natur beginnt bereits das Lager zu übernehmen und überwuchert Plätze und Lagerstraße mit Unkraut und herabgefallenen Baumästen, die von der Bundeswehr einst gebauten Baracken brechen zum Teil schon zusammen. Die Baracken will der Bund allerdings, so die Zusage, noch vor der Übernahme entsorgen, was von allen erleichtert zur Kenntnis genommen wurde.

Bröring erneuerte die Forderung, beim Aufbau der Gedenkstätte Jugendcamps einzusetzen. Vorstellbar sei, das Gelände ähnlich zu gestalten wie im ehemaligen Lager Westerbork. Ebenso sei geplant, im Rahmen einer wissenschaftlich erarbeiteten Dokumentation herausragende Persönlichkeiten wie den Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky und den letzten SPD-Fraktionsvorsitzenden im preußischen Landtag, Ernst Heilmann (beide saßen in Esterwegen ein), zu würdigen.

Anschließend erläuterte Stabsfeldwebel Koerdt den Teilnehmern die Zunkunftssorgen des direkt an die zukünftige Gedenkstätte angrenzenden Bundeswehrdepots: „Wir hängen an diesem Standort!“

Kurzführungen - in deutsch und auch in niederländischer Sprache

Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.