„Schippe und Spaten stehen ab jetzt bereit“

Jugendliche wieder auf Spurensuche in Esterwegen

Esterwegen (vb)

Esterwegen – dieser Name stand in nationalsozialistischer Zeit für eines der ersten Konzentrationslager des Dritten Reiches. Mit dieser Geschichte werden sich in den kommenden drei Wochen rund 60 Jugendliche auseinander setzen und Ausgrabungen auf dem ehemaligen Lagergelände durchführen.
Gestern Nachmittag fiel der Startschuss für das erste Work-Camp, welches der Landkreis Emsland in Zusammenarbeit mit dem Diözesanjugendbüro des Bistums Osnabrück in diesem Jahr anbietet. „Die Arbeiten auf diesem Gelände dienen nicht nur der historisch-politischen Bildung. Die Ergebnisse werden auch in die Errichtung einer Gedenkstätte einfließen. Denn durch diese Grabungen sollen letzte Überreste freigelegt werden. Sie können dazu beitragen, die Lagerwirklichkeit anschaulich zu machen“, betonte Dr. Bernd Kuckuck vom Landkreis Emsland bei der Begrüßung der ersten von drei Gruppen.

Eine Woche lang werden die Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren aus dem Umkreis von Osnabrück – eine Teilnehmerin kommt auch aus Berlin – in Esterwegen leben, täglich unter fachlicher Aufsicht des Archäologen Falk Näth auf dem Gelände graben, die Ergebnisse dokumentieren sowie sich bei Exkursionen zur Gedenkstätte des ehemaligen niederländischen Lagers Westerbork oder ins Dokumentationszentrum der Emslandlager (DIZ) in Papenburg mit der nationalsozialistischen Geschichte des nördlichen Emslandes beschäftigen. Die zweite Gruppe wird sich aus Jugendlichen der CAJ zusammensetzen, darunter auch acht Jugendliche, die im vergangenen Jahr beim ersten Work-Camp bereits dabei waren und von dieser „Geschichte zum Anfassen“ begeistert waren.

In der dritten Woche wird auch der Generalvikar Theo Paul aus Osnabrück gemeinsam mit Interessierten der Landjugend zum Spaten greifen. „Wir wollen mit diesen Camps zeigen, dass auch diese Zeit zu unserer Bistumsgeschichte gehört. Wo heute Mais angebaut wird und der Verkehr rollt, da haben früher Gefangene gearbeitet und um ihr Leben gekämpft“, verdeutlichte Paul seine Intention, „hier selbst eine intensive Woche mit Schippe und Spaten“ erleben zu wollen.

„Ein Gefühl entwickeln für kleine, unspektakuläre Dinge und sich selbst als einen Teil der Geschichte wahrnehmen.“ Das wünschte sich der Leiter des Diözesanjugendbüros, René Kollai, der zudem von den äußerst positiven Erfahrungen des letztjährigen Lagers berichtete.

Knapp 60 Jugendliche werden in den kommenden drei Wochen auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Esterwegen nach Überresten der Geschichte suchen. Der Archäologe Falk Näth und Dr. Andrea Kaltofen (von links) führten zunächst in die Historie ein.

Kurzführungen - in deutsch und auch in niederländischer Sprache

Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.