Theo Paul: Die Balken des Kreuzes nicht glatt hobeln

Weltjugendtagskreuz in Esterwegen – 500 Teilnehmer

Esterwegen (ra)

Das Weltjugendtagskreuz hat auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers in Esterwegen Station gemacht.
Über 500 Jugendliche aus dem gesamten Bistum trugen es – begleitet von 23 Bannerabordnungen – über mehrere Kilometer zum Lagerbereich und errichteten es auf der langen Allee, an der einst die Häftlingsbaracken standen.

„Das war für mich der bewegendste Augenblick, als die jungen Leute das braune Holzkreuz auf dem vom Blut der hier vor 60 Jahren grausam gefolterten und ermordeten Gefangenen getränkten Boden aufrichteten“, sagte eine junge Ordensfrau.

„Wir kommen mit dem Weltjugendtagskreuz zum KZ Esterwegen, weil wir bekennen, dass wir die Augen vor diesem Ort des Leidens nicht verschließen wollen“, sagte Generalvikar Theo Paul. Und: „Wenn wir mit dem Kreuz Jesu kommen, dann verschweigen wir nicht die himmelschreienden Qualen und Leiden der Menschen, die hier wegen ihres Glaubens, ihrer Rasse oder ihrer politischen Einstellung im Machtbereich eines faschistischen Regimes zu Tode getrieben wurden.“

Mit der Errichtung des Kreuzes auf dem früheren KZ-Gelände werde die Erinnerung wachgehalten an die Kinder zur Zeit des Herodes ebenso wie an die jungen Menschen in Auschwitz. Im Angesicht des Kreuzes denke man auch an die Opfer im Sudan, im Irak. „Wir kommen mit dem Kreuz hierher, weil es nicht kirchlicher Privatbesitz ist, sondern weil es der ganzen Welt und besonders den Geknechteten und Todesopfern in Vergangenheit und Gegenwart gehört.“

Paul rief dazu auf, die Balken des Kreuzes nicht glatt zu hobeln, „damit sie niemandem mehr wehtun“, sondern sich vom Kreuz provozieren zu lassen im Sinne des jüdischen Friedensnobelpreisträgers und Auschwitz-Überlebenden Eli Wiesel: „Das Entgegengesetzte der Liebe ist nicht der Hass, sondern die Gleichgültigkeit.“

Ihm sei eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen, als Sprecher Erlebnisse von Häftlingen des KZ Esterwegen vorgetragen hätten, bekannte ein 23-jähriger Mann aus Osnabrück. „Ich musste immer nur auf das Kreuz schauen.“

Jugendliche aus dem gesamten Bistum Osnabrück nahmen an der Kundgebung teil. Generalvikar Theo Paul (2. von rechts) rief dazu auf, sich vom Kreuz provozieren zu lassen.

Kurzführungen - in deutsch und auch in niederländischer Sprache

Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.