Freunde – Helfer – Straßenkämpfer. Die Polizei in der Weimarer Republik

Eine hilfsbereite, bürgernahe Polizei zu sein – auch heute gilt das Ideal der Weimarer Republik (1918-1933).

Die Wanderausstellung des Polizeimuseums der Polizeiakademie Niedersachsen "Freunde - Helfer - Straßenkämpfer. Die Polizei in der Weimarer Republik" in der Gedenkstätte Esterwegen wurde am Donnerstag offiziell eröffnet. Neben dem Präsidenten der Polizeidirektion Osnabrück, Michael Maßmann, und der Leitende Polizeidirektorin Nicola Simon wohnten auch Landrat und Stiftungsvorsitzender Marc-André Burgdorf, Dr. Sebastian Weitkamp als Co-Leiter der Gedenkstätte, der Präsident der Polizeidirektion Oldenburg Johann Kühme und die wissenschaftliche Rätin der Polizeiakademie, Barbara Riegger sowie etwa 50 Gäste aus Politik, Verwaltung, Kultur und die Führungsspitzen der Polizei aus dem Emsland und Behörden des Landes Niedersachsen der Feierstunde bei. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von dem Saxophonquartett des Polizeiorchesters Niedersachsen, die passend zur Ausstellung unter anderem Lieder der Dreigroschenoper spielten.

Freunde und Helfer einerseits, Straßenkämpfer andererseits - das ist der wesentliche Gegensatz, der die Polizei der Weimarer Republik (1918-1933) prägte. In der ersten deutschen Demokratie entstand die Idee einer hilfsbereiten, bürgernahen Polizei - eine Vorstellung, die auch heute aktuell ist. Die Ausstellung zeichnet die widersprüchliche Geschichte der Polizei der ersten deutschen Republik nach - der Fokus liegt auf den Regionen des heutigen Niedersachsens.

So gab Dr. Weitkamp in seiner Begrüßung einen Einblick in das Leben des Polizeibeamten Paul Guse, der nach seinem Dienst während der Weimarer Republik später im Oktober 1933 in das KZ Neusustrum kam und dort ermordet wurde. Weitkamp unterstrich somit die Wichtigkeit der Ausstellung und betonte: „Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Reflexion der Geschichte des zentralen Sicherheitsorgans der Weimarer Republik – vor dem Hintergrund des Übergangs einer Demokratie in eine Diktatur.“ Darüber hinaus freue man sich, die Ausstellung in der Gedenkstätte präsentieren zu können, da man mit der Polizei Niedersachsen eine enge Kooperation verbindet.

Dies hob auch die Leiterin der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim Nicola Simon in ihrer Begrüßung hervor. Sie bedankte sich zudem bei allen sogenannten Demokratiepaten, die für die Zeit der Ausstellung Führungen durch diese übernehmen. Und stellte fest, dass die Thematik der Ausstellung „aktueller und wichtiger denn je“ sei.

Polizeipräsident Maßmann bestätigte dies ebenfalls in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung und nannte mehrere aktuelle Ereignisse. Er hob hervor: „Die jüngste Vergangenheit und Entwicklungen zeigen uns deutlich, dass unsere Demokratie und unser Rechtsstaat keine Naturgesetze sind. Wir als Gesellschaft müssen aufpassen, dass die Demokratie nicht von innen stirbt.“ Und appellierte an die Gäste: „Es darf in Deutschland keinen Millimeter Platz für Demokratiefeinde geben! Lassen Sie uns gemeinsam dafür kämpfen.“

Landrat Burgdorf zeigte die besondere Bedeutung der Ausstellung auf und die damit verbundene Bereitschaft der Polizei, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzten. Mehr noch freue man sich über die tolle Zusammenarbeit und die enge Freundschaft zwischen der Gedenkstätte und der Polizei.

Barbara Riegger berichtete in ihrer Einführung in die Ausstellung von den Anfängen dieser: „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Es ist höchste Zeit, dass sich die Polizei mit ihrer Geschichte […] auseinandersetzt.“ So sei dies der Antrieb für die Ausstellung gewesen, eine Ausstellung „die durch eine wissenschaftlich fundierte und offene Auseinandersetzung mit der eigenen Organisationsgeschichte den Blick der Polizei schärfen soll für die Herausforderungen der Gegenwart.“ Sie beschrieb die Ausstellung sowie die Exponate, die einen direkten Zugang zur Geschichte bieten.

Die Wanderausstellung lege den Fokus ausdrücklich auf die historische Entwicklung und die Veränderung der Polizei in der Weimarer Republik. Sie zeigt anhand von originalen Exponaten aus der Sammlung des Polizeimuseums Niedersachsen und von Privatpersonen, wie eine demokratisch geprägte, bürgernahe Polizei ihre Werte und Normen zwischen den blutigen Straßenkämpfen der politischen Parteien der Weimarer Republik zu verteidigen versuchte und schließlich durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in eine vollkommen andere Rolle gedrängt wurde.

Es handelt sich um die fünfte und bisher aufwändigste Wanderausstellung des Polizeimuseums Niedersachsen. Vom 7. September bis zum 14. Dezember ist die Ausstellung in der Gedenkstätte Esterwegen zu Gast. Infos unter: www.pa.polizei-nds.de oder unter www.polizeigeschichte-niedersachsen.de. Die Ausstellung kann zu den jeweiligen Öffnungszeiten der Gedenkstätte besichtigt werden. Anmeldungen für Führungen sind unter Tel. 05955/988950 oder per Mail unter info@gedenkstaette-esterwegen.de möglich. Die Beamtinnen und Beamten der Polizeiinspektion werden dann durch die Ausstellung führen. Zudem finden öffentliche Führungen an jedem zweiten Sonntag im Monat statt: am 10.09., 08.10., 12.11. und 10.12. ab 15 Uhr, ohne vorherige Anmeldung.

Kurzführungen

Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.