In Erinnerung an die Opfer des ,,Herold-Massakers“ – Neue Erinnerungstafeln auf der Kriegsgräberstätte Aschendorfermoor enthüllt

Am 20. Juni 2024 enthüllten Schülerinnen und Schüler des Albrecht-Weinberg-Gymnasiums in Rhauderfehn zwei neue Geschichts- und Erinnerungstafeln auf der Kriegsgräberstätte des ehemaligen Strafgefangenenlagers II Aschendorfermoor. Seit Beginn des Schuljahres 2023/24 erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler die Geschichte des Lagers Aschendorfermoor und recherchierten die Einzelschicksale der 172 Menschen, die bei dem sogenannten ,,Herold-Massaker“ ermordet wurden.

Bei der Enthüllung anwesend waren neben Martin Koers, Co-Leiter der Gedenkstätte Esterwegen, auch die Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrer Igor Kukowski. Weitere Grußworte sprachen Kristina Seibel vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und Stefan Schipporeit vom niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport.

Koers zitierte in seiner Begrüßungsrede den ehemaligen Gefangenen des Strafgefangenenlagers Aschendorfermoor, Heinrich Scheel, der die Schrecken der Gewalt hautnah miterleben musste: ,,Ich habe es ein einziges Mal erlebt, daß ein Gefangener diese Grenze bewußt verletzte und einen scheinbaren Fluchtversuch unternahm – er war so schwach, daß er noch nicht einmal das Dauerlauftempo erreichte, als er sich in Trab setzte. Der in geringster Entfernung von ihm stehende Posten schrie ihn an und fuchtelte mit dem Gewehr umher, wagte aber nicht, auf ihn anzulegen; die selbstmörderische Absicht des Flüchtenden war zu eindeutig. Das erledigte der Kommandoführer, ein relativ junger Schnösel, den irgendwelche Gebrechen vor der Einberufung verschonten und dem sich hier die Gelegenheit zu einer Ersatzheldentat bot.“

In ihrem Beitrag appellierte Kristina Seibel an die Bedeutung dieser aber auch aller anderen Kriegsgräberstätten als Orte des Gedenkens: ,,Die Gräber erzählen Geschichten über Schicksale, sie lassen uns Spuren suchen und verfolgen und sie werfen Fragen an die Vergangenheit und Gegenwart auf. Somit ist es nicht nur ein Ort des individuellen Trauerns, des Gedenken und des Erinnerns – sondern auch des geschichtlichen Lernens.“

Diese Geschichten auch weiterhin im Gedenken zu behalten, das war die Motivation der Schülerinnen und Schüler des Albrecht-Weinberg-Gymnasiums. In ihrem Redebeitrag machten die beiden Schülerinnen Maja Reens und Leni Ütrecht auf die Wichtigkeit des Erinnerns aufmerksam.

Die Errichtung von Geschichts- und Erinnerungstafeln auf den Kriegsgräberstätten im Kontext der Emslandlager ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Gedenkstätte Esterwegen, dem Bund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und wechselnden Schulen. In einjährigen Projekten setzen sich Schülerinnen und Schüler intensiv mit den Menschen auseinander, die auf den Kriegsgräberstätten ihre letzte Ruhestätte finden.

Auf der Kriegsgräberstätte Aschendorfermoor wird an die 172 Ermordeten des ,,Herold-Massakers“ und an 23 weitere Tote, die bei einem Bombenangriff auf das Lager starben, erinnert. Nach der Exhumierung der Leichname im Jahr 1946 wurde 1951 ein Gedenkstein auf der Kriegsgräberstätte aufgestellt - 1965 folgte ein zweiter mitsamt des heute bestehenden Rondells.

Das Kooperationsprojekt wird auch im kommenden Jahr weitergeführt. Für 2025 sind Erinnerungstafeln auf den Kriegsgräberstätten Oberlangen und Neugnadenfeld geplant.

Kurzführungen:

Jeden 1. Sonntag im Monat, jeweils um 11 Uhr und 15 Uhr.

Gedenkstätte Esterwegen

Hinterm Busch 1
26897 Esterwegen
Tel. 05955 988950

info@gedenkstaette-esterwegen.de

Öffnungszeiten Der Eintritt ist frei

April bis Oktober
November bis März

Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet. Von 15.12. bis 15.01. geschlossen.