Kriegsgräberstätte als Lernort für jede Generation - Neue Erinnerungstafeln zum Emslandlager Wietmarschen enthüllt

Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse des Schulzentrums Lohne haben an der Kriegsgräberstätte Füchtenfeld (Landkreis Grafschaft Bentheim) gestern neue Geschichts- und Erinnerungstafeln zum ehemaligen Emslandlager XIII Wietmarschen enthüllt. Ein Jahr lang haben sich die jungen Menschen mit der Geschichte des Lagers auseinandergesetzt, in dem vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene inhaftiert waren. „Das Thema könnte nicht aktueller sein und muss uns wachsamer denn je sein lassen“, sagte Martin Koers, Co-Leiter der Gedenkstätte Esterwegen (Landkreis Emsland), bei der feierlichen Einweihung der Tafeln.

Neben Koers nahmen Manfred Wellen, Bürgermeister der Gemeinde Wietmarschen, Kristina Seibel vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sowie Schulleiter Henrik Schrader und Lehrer Stefan Nöhring vom Schulzentrum Lohne an der Veranstaltung teil. Sie alle bedankten sich bei den 17 anwesenden Schülerinnen und Schülern für ihre intensiven Recherchen zum Schicksal der in Wietmarschen inhaftierten Kriegsgefangenen und die Entwicklung der Erinnerungstafeln. „Die Kriegsgräberstätte als Lernort muss von jeder Generation neu befragt und interpretiert werden, um die grausamen Ereignisse im Gedächtnis zu wahren und den Frieden zu sichern“, betonte Seibel.

Die Schülerinnen und Schüler stellten während der feierlichen Einweihung der Tafeln auch drei von ihnen recherchierte Lebenswege ehemaliger Kriegsgefangener vor. Es handelte sich um die Ukrainer Iwan Khilchenko, Pavel Chupika und Grigorij Lebenden, die der Sowjetarmee angehörten und in Wietmarschen an den Folgen harter Zwangsarbeit und unmenschlicher Bedingungen in der Gefangenschaft verstarben. „Unsere Schülerinnen und Schüler arbeiten aktiv daran mit, dass es nicht nur die Zahlen von Toten gibt, sondern die Opfer auch ein Gesicht bekommen“, erläuterte Stefan Nöhring vom Schulzentrum Lohne, der seit mehreren Jahren eng mit der Gedenkstätte Esterwegen zusammenarbeitet.

Ziel der Informationstafeln, die an allen Lagerfriedhöfen und Begräbnisstätten der ehemaligen Emslandlager errichtet werden sollen, ist die Herstellung eines Kontextes zwischen den 15 ehemaligen Lagerstandorten und den neun noch vorhandenen Kriegsgräber- und Begräbnisstätten. Dafür ist die Gedenkstätte Esterwegen im Jahr 2022 eine Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Bezirksverband Weser-Ems, eingegangen. Um das Anliegen der Information über die historischen Orte auch mit der didaktisch-pädagogischen Vermittlung der Geschichte zu verbinden, werden die Geschichts- und Erinnerungstafeln in enger Zusammenarbeit mit Schulklassen entwickelt. Verantwortlich für das Projekt von Seiten der Gedenkstätte ist Jacqueline Meurisch, die den pädagogischen Bereich der Einrichtung verantwortet und die Recherchen der Schülerinnen und Schüler intensiv begleitet hat.

Die heutige Kriegsgräberstätte, an der die neuen Erinnerungstafeln errichtet wurden, umfasst die Gräber von etwa 150 ehemaligen Sowjetsoldaten. Sie verstarben unmittelbar nach dem Ende des Krieges und fanden hier ihre letzte Ruhe. Die im 1939 eingerichteten Kriegsgefangenenlager Wietmarschen Verstorbenen wurden bis Kriegsende zumeist auf dem Lagerfriedhof im emsländischen Dalum beerdigt. Auf dem Gelände des Emslandlagers Wietmarschen entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Siedlung Füchtenfeld.

Zum Abschluss der Veranstaltung enthüllten drei Schülerinnen die Geschichts- und Erinnerungstafeln. Alle Anwesenden stimmten, musikalisch begleitet von Armin Schiller und Uli Leluschko vom Schulzentrum Lohne, das Moorsoldatenlied an. Die Aufstellung von weiteren Tafeln an den historischen Orten der ehemaligen Emslandlagerfriedhöfe wird am 20. Juni 2024 in Aschendorfermoor (Landkreis Emsland) fortgesetzt.

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